Käthe Kollwitz

Käthe Kollwitz, die Namensgeberin unserer Schule, war eine der bedeutendsten Künstlerinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geboren als Käthe Schmidt 1867 im ostpreußischen Königsberg, besuchte sie nach dem Ende ihrer Schulzeit die Damenakademie des Vereins Berliner Künstlerinnen. Spätestens zu dieser Zeit wurde ihr gestalterisches Talent offenbar. Die sich Ende des 19. Jahrhunderts zur Metropole entwickelnde Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs bot zudem zahlreiche Inspirationen beim Erschaffen ihres Werks. Nach dieser ersten Berliner Periode folgte ein Kunststudium in München. 1891 heiratete Käthe Schmidt den Berliner Kassenarzt Karl Kollwitz. Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg unterhielt dieser eine gutgehende Praxis und die Familie – 1892 bzw. 1896 kamen die Söhne Hans und Peter zur Welt – bewohnte eine großzügige, sich über zwei Etagen erstreckende Wohnung. Hier richtete sich Käthe Kollwitz auch ihr Atelier ein. Durch die finanzielle Absicherung ihres Mannes konnte sie sich ganz ihrer Leidenschaft, der bildenden Kunst, widmen.
Mit ihrem von Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ inspirierten Radierzyklus „Ein Weberaufstand“ (1898) erzielte Käthe Kollwitz einen ersten, beachtlichen Publikumserfolg. Weitere bedeutende Arbeiten in den Bereichen Lithografie, Kupferstich, Holzschnitt und Plastik folgten. Eine markante Zäsur in ihrem Schaffen stellte der Gefallenentod ihres erst 18-jährigen Sohnes Peter  im Ersten Weltkrieg 1914 dar. Er fiel bereits am dritten Tag der Ersten Flandernschlacht. Das aus dieser schmerzlichen Erfahrung resultierende Mahnmal der trauernden Eltern – eine monumentale Doppelplastik aus belgischem Granit – fand internationale Anerkennung und steht noch heute auf dem Deutschen Soldatenfriedhof im belgischen Vladslo. Jeweils eine Kopie wurde in der Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kölner St.-Alban-Kirche (1959) sowie auf dem Gelände der Deutschen Kriegsgräberstätte im russischen Rschew (2012) aufgestellt.
Nach dem Tod ihres jüngeren Sohnes wurde Käthe Kollwitz endgültig und vehement zu einer Vorkämpferin für Frieden, Pazifismus und gegen jedwede Form von Krieg. Ihr 1924 geschaffenes weltberühmtes Plakat „Nie wieder Krieg“ das sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet, entstand sechs Jahre nach Kriegsende vor dem Hintergrund wieder zunehmender Radikalisierung.

Im Dritten Reich wurde die alternde Künstlerin mit einem Ausstellungsverbot belegt. Ihren den Grundsätzen der Humanität und Friedensliebe verpflichteten Werken galten als „entartet“. Nachdem ihr Ehemann 1940 verstorben war, floh sie aus Angst vor dem Berliner Bombenkrieg 1943 ins thüringische Nordhausen. Wenige Monate später wurde sie hier ausgebombt und verlor dadurch einen Großteil ihrer Werke. Bereits 1942 hatte ihr ältester Enkel Peter – benannt nach seinem Onkel – an der Ostfront den Gefallenentod erlitten. Abermals musste die Künstlerin einen leidvollen Verlust beklagen.
Einer der prominentesten Verehrer Käthe Kollwitz‘ war Prinz Ernst Heinrich, der jüngste Sohn des letzten sächsischen Königs Friedrich August III. Er, der seit dem Ende der Monarchie im Jagdschloss Moritzburg bei Dresden residierte, holte die inzwischen fast 80-jährige Greisin zu sich und gewährte ihr Obdach. Am 22. April 1945, wenige Tage vor dem Untergang des Dritten Reichs, starb Käthe Kollwitz in Moritzburg und wurde zwei Tage darauf auf dem dortigen Friedhof beerdigt. Ihrem Wunsch gemäß fand sie sieben Monate später auf demStädtischen Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde ihre letzte Ruhe. Seit 1994 ist ihre Grabstätte als Ehrengrab der Stadt Berlin ausgewiesen.

Käthe Kollwitz‘ unerschütterlicher Kampf für ein friedliches, respektvolles Miteinander bildet eine der Leitlinien des Zusammenlebens in unserer nach ihr benannten Schule.

Marco Schröder